Gisela von Wysocki

TRAGENDE WÄNDE

(DLR/ HR 2000)

oder Niederschriften der Schwerelosigkeit

Regie: Hans Gerd Krogmann. Sprecher: Hans Peter Korff, Ulrike Krumbiegel, Dieter Mann

Christian Weidner hat in Berlin eine Wohnung gekauft. Der Vorbesitzer hat ein postkartengroßes Bild zurückgelassen hat. Es lehnt zeigt ihm Räume, jenseits von Festigkeit und Dichte. Alles, was dort zu sehen ist, scheint in Verbindung zueinander zu stehen. Das Wasser, das Pferd, der Berg, das Boot. Weidner beschließt, sich in Verhältnissen wie diesen, eine Bleibe zu suchen zu suchen.
Dennoch, der Anblick des Bildes, das an eine Wand gelehnt ist, hält ein störendes Gefühl bereit.

Unruhige Nacht gehabt. Wand macht mich nur noch wütend. Möchte sie am liebsten aus dem Fenster schmeißen. Muß aufpassen. Fange an, Gespenster zu sehen. Mein Zustand: zwischen Nervosität und Neugeborenheit. Mit den Fäusten genervt die Wand bearbeitet. Auf einmal gewußt, wie’s weitergeht. Konnte Handwerker auftreiben. Trugen kleinliche Bedenken vor. Statisch, baupolizeilich. Weil’s eine tragende Wand ist. Schließlich einverstanden. Mit jedem Hammerschlag mehr Platz geschaffen. Schleifspuren entfernt. Fremde Vergangenheit. Die Wohnung hat Gewicht abgeworfen.