Neue Texte zu Claude Debussys Opernfragment „Untergang des Hauses Usher“
Aufführung Staatsoper Stuttgart (1996) Dirigent: Michael Gielen, Regie: Christof Nel
Beeindruckt, bis hin zur Verstörung reagierte Claude Debussy auf Edgar Allen Poe’ s Erzählung „Der Untergang des Hauses Usher“. Sein Schüler, Verleger, Kompositionslehrer erhielten Nachrichten von ihm, in denen er schockiert von seiner Furcht berichtete, die Erzählung könnte dazu führen, ihn von der Wirklichkeit zu entfremden. Könnte ihn in einen Zustand der Ruhelosigkeit versetzen, der „mit dem zwanzigsten Jahrhundert unvereinbar“ ist.
Ihr Heimatgefühl konzentriert sich auf die kühle Sprache des Gemäuers. Auf seine Muster, Sprünge, Ritzen, Rillen und Fugen. Das Studium der Wände ist zu ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung geworden. Dabei mussten sie feststellen, dass auch das Gestein eine beunruhigende Verletzlichkeit kennt. Daß es in einer Krise steckt.
Stimmen
Gisela von Wysocki hatte für diesen Anlaß neue Texte geschrieben, Hochsensibles und Avanciertes, das die Metapher Haus umspielte. Es galt, das Disparate der Fragmente noch nachdrücklicher zu betonen, die möglichst „offene“ Form eines unfertigen Materials schlüssig zu exponieren. Ein mutiges Unterfangen. (Hans-Klaus Jungheinrich, Frankfurter Rundschau, 1996)