Gisela von Wysocki

Wiesengrund

Roman
(Suhrkamp Verlag)

Wir machen Musik von Gisela von WysockiAtemlos hört die Schülerin der Stimme eines im Nachtstudio auftretenden Gastes zu. Es ist die des Philosophen und Komponisten Theodor W. Adorno. Eine Stimme, die sich darauf versteht, die Dinge in eine Schräglage zu versetzen und das Denken in einen Ausnahmezustand.
In Frankfurt am Main, vor Ort, gerät die junge Studentin in neue Sphären hinein. Nicht nur in die politischen Turbulenzen der Zeit, sondern vor allem in jenes hypnotische Feld, das sie selbst rund um den hazardeurhaften Denker errich-tet hat. Über die Begegnung mit ihm erzählt das Buch in einer Vielzahl emb-lematischer Miniaturen. Und vom Denken eines Musikers, eines Autors der Moderne, der die europäische Aufklärung auf seine Weise weiterschreibt. Das in seinem Namen unausgeführte „W“, das für „Wiesengrund“ steht, wird zur poetischen Einstiegsstelle dieses Romans.

Es ist vollkommen still. Ich schaue auf das Podium vor mir, wo Wiesengrund spricht, ich halte einen Kuli in der Hand und befinde mich in einem Hörsaal der Frankfurter Universität. Das Podium sieht aus wie eine leere Bühne, deren Requisiten aus nichts anderem als einem Stehpult und aus diesem Mann bestehen, den ich aufgrund seiner nie versagenden Radiostimme von Anfang an für ein mythisches Geschöpf gehalten habe.

 

Stimmen

Diese sehr spezifische Mischung aus Nähe und Ferne ist bei Wysocki glänzend gesehen, erinnert und geschildert und bringt Vignetten von einer derartigen physiognomischen Prägnanz hervor, dass man sie nicht mehr vergessen kann. (Stephan Wackwitz,taz)

Eine Verbeugung, die mit dem Mittel der Entzauberung arbeitet, um einen tieferen Zauber freizulegen. (Tilman Krause, DIE WELT)

Was von diesem Wiesengrund hier bleibt, ist ein Projekt, dem Geist jener Zeit entsprungen, gerettet ins Heute. Mit den Worten der Autorin: „Ein Feuer, das wie eine magnetische Überladung dazu zwingt, Wirklichkeit unentwegt neu zusammenzusetzen.“ (Michael Angele, Der Freitag)

„Eine sehr gegenwärtige Prosa. Man kann die Ebene dieser Sprache ganz schwer fassen, genau daraus aber entsteht eine große Anziehungskraft.“ (SWR-Bestenliste im Gespräch, SWR2, Dezember 2016)

Das ganze Buch leuchtet voller Geisteserotik. Doch wahrt Wysocki, mit spürbarer Scheu vor Aufdringlichkeit und gar Indiskretion, jene Distanz, die Botho Strauß einmal „unüberwindliche Nähe“ genannt hat. (Peter von Becker, Der Tagesspiegel)

Höchst subjektive, autobiografisch eingefärbte Erfahrungen und verdichtete Zeitgenossenschaft fliessen ineinander mit Fiktionen, die überzeugen, weil sie die Regel der Wahrhaftigkeit beherzigen. (Stefan Müller-Doohm, Neue Zürcher Zeitung)

Eine geistesblitzige, feuerwerkende Selbst- und Fremderkundung des Faszinosums Adorno. (beha, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)

Ein Roman über die Erotik des Intellektuellen, des Denkens. Gisela von Wysocki hat eine sinnliche, witzige Geschichte geschrieben, durch die hindurch man das abgründige Denken des Theodor W. Adorno noch spürt. (Marie Schmidt, Die Zeit)

Irritationen, die zu flirrenden Denkanstößen werden. (Otto A. Böhmer, Frankfurter Rundschau)

„Der Roman ist in einer hochartistischen, charakteristischen Tonlage geschrieben, mit einer beschwingten Selbstironie, die der Faszination durch den großen Professor zu begegnen versucht.“ (Helmut Böttiger, DLR)

Szenen, die den den Glutkern von Wiesengrunds Denk- und Lebensstil blitzlichtartig aufleuchten lassen. (Erik Gutendorf, Junge Welt)

Selten ist die die intellektuelle Aura eines Milieus und seines Zentralgestirns so funkelnd klug, ironisch und zugewandt beschrieben worden: Es geht um den Glanz eines Idols, dessen Umrisse weder verkleinert, noch vergrößert werden. Die Konturen flimmern, genau so, wie es sich für ein Idol gehört. (Jutta Person, Philosophie Magazin)

Faßbar wird das Unerhörte dieses Philosophierens auf dem fragilen Fundament der von den NS-Untaten versehrten Nachkriegszeit. Begreifbar seine Explosivität: der Tumult der Demontagen, der Umsturz von Weltbildern. (Sigrid Löffler, Stimmen der Zeit. Heft 12)

Das „physiognomische Denken“ Adornos, das hier zum Ausdruck kommt, berührt den Kern seiner Philosophie. Gisela von Wysocki fährt kein schweres Geschütz auf, sie spricht vom Leiden eines Menschen – und trifft damit genau den zentralen Impuls, dem dieses Denken folgt. (Martin Lüdke, DLF „Das Buch der Woche“)

Das bisweilen hohe Tempo der Erzählung gibt dem Roman eine spezielle Leichtigkeit. Der Erzählton ist von Sachlichkeit und Ironie durchzogen. (Julia Lind, literaturkritik.de)